Henri Boulad SJ

 (* 28. August 1931 in Alexandria, Ägypten) ist ein ägyptisch-libanesischer Jesuit, Mystiker und Buchautor.

 Von 1984 bis 1995 war er Leiter der Caritas in Ägypten, von 1991 bis 1995 Vizepräsident der Caritas International.

In seinen Büchern und Vorträgen steht immer wieder auch das Menschenbild im Vordergrund, das Bild, welches ich von meinem Gegenüber habe bzw. mir mache. 

Dies hat mich immer wieder inspiriert und nachdenklich gemacht. 

"Und dieser Blick, den ich für den Menschen habe, dieser Glaube an den Menschen, offenbart ihm sein eigenes Wesen! Dieser Glaube, den ich an ihn habe, bringt in ihm zur Entfaltung, was in ihm verborgen liegt. Dieses goldene Körnchen Göttlichkeit, das in ihm versteckt ist, beginnt zu wachsen. Die Art, wie ich den Menschen betrachte, die Art, wie ich ihn ansehe, verleiht ihm Selbstvertrauen und erlaubt ihm, der zu werden, der er potentiell ist. - Mit anderen Worten: Bevor sie noch zu einem Handeln für den Menschen wird, ist unsere Nächstenliebe ein Glaube an den Menschen! Bevor sie noch zur Aktion wird, ist sie eine Zuversicht!

Häufig besteht unsere Nächstenliebe aus einer sozialen Handlung: Wir geben etwas her: Geld, Nahrungsmittel, Kleidungsstücke. Geben ist immer etwas Gutes, aber am schönsten ist es, einen Menschen sich selber geben zu lassen, ihm zu erlauben zu werden, was er in seiner Tiefendimension immer schon gewesen ist! Das ist die höchste Form der Nächstenliebe. Es ist nicht die "Nächstenliebe des Habens", sondern die "Nächstenliebe des Seins". " (Quelle:H. Boulad: "Mystische Erfahrung und soziales Engagement", Otto Müller Verlag, Salzburg-Wien, 1997, Seite 80f)

Pater Boulad mahnt immer wieder gesellschaftliche Zustände an und setzt sich für eine Veränderung ein. Mit seinem Brief "SOS für die Kirche von heute" (2007) an Papst Benedikt XVI mahnte er ein Umdenken in der katholischen Kirche an, im "Way of hope" setzt er sich für einen globalen Wandel ein. In diesem Zusammenhang steht auch sein Satz (welcher sicherlich auch für den Umgang mit schwierigem Verhalten gilt):

"Nicht der Weg ist unmöglich; das Unmögliche ist der Weg"