Paul Moor

(27.7.1899 - 16.8.1977), Schweizer Heilpädagoge

Paul Moor zählt sicher zu den Vätern der Heilpädagogik und war ein Vertreter einer wertgeleiteten Pädagogik. In seinem jahrelangen Wirken entwickelte er u.a. seine Theorie vom "inneren Halt", welche heute (leider) kaum noch Beachtung findet, obwohl sie immer noch - oder gerade - viele Symptome und Schwierigkeiten erklärt.

Nach seiner Einschätzung bedarf der Mensch eines Haltes, welcher sich u.a. aus seinen Fähig- und Fertigkeiten, seinem Wollen, seiner Anstrengungsbereitschaft und seinem übergeordneten Lebensziel ergibt. Aus vielen unterschiedlichen Komponenten ergibt sich ein innerer Halt des Menschen, welcher ihn befähigt, sich dem Leben mit seinen Herausforderungen zu stellen. "Behinderung" definiert MOOR als fehlenden oder unzureichend ausgeprägten Halt in den unterschiedlichen Komponenten. 

Dort wo dieser Halt (noch) fehlt, muss er durch einen äußeren Halt gestützt bzw. ersetzt werden - durch die Heilpädagogik.

PAUL MOOR leitete daraus u.a. wichtige pädagogische Grundregeln ab:

 1.     "Wir müssen das Kind verstehen, bevor wir es erziehen... Wo immer ein Kind versagt, haben wir nicht nur zu fragen: Was tut man dagegen? Pädagogisch wichtiger ist die Frage: Was tut man dafür? Nämlich für das, was werden sollte und werden könnte... Wir haben nie nur das entwicklungsgehemmte Kind als solches zu erziehen, sondern immer auch seine Umgebung... Alle die keinen inneren Halt besitzen, brauchen Menschen, die ihrerseits einen inneren Halt besitzen, als äußeren Halt. Dieser kann aus Strukturen, Lebensfreude, Hilfe bei der Lebensgestaltung und Alltagsbewältigung bestehen."

 2.     "Nicht gegen den Fehler, sondern für das Fehlende" „... und es dürfte einer der wichtigsten Grundsätze der Heilpädagogik sein und bleiben, eben nicht nur die Symptome zu bekämpfen und rasch zu beseitigen (so wie der Arzt bei Masern nicht die roten Flecken direkt angeht), sondern das Kind zu heilen, indem man alles tut, dass es ihm wieder besser geht.“

 3.     "Nicht nur das Kind, auch seine Umgebung ist zu erziehen"

(Quelle:  Heilpädagogik. Ein pädagogisches Lehrbuch. (1. 1965) Huber, Bern [u.a.] 1974)

Insbesondere der Satz "Nicht gegen den Fehler, sondern für das Fehlende" ist für mich nicht nur eine Handlungsoption, ein Hinweis, sondern eine wesentliche Form des Herangehens - gerade in der Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit "herausforderndem Verhalten". Wir sind immer ganz schnell gegen ein Verhalten. Wichtig ist zu fragen, was das Kind benötigt, was ihm fehlt, um sich anders verhalten zu können.