Martin Buber
(8.2.1878 - 13.6.1965) österreichisch-jüdischer Religionsphilosoph
Wenn man über Beziehungsgestaltung und Wertschätzung nachdenkt, kommt man wohl an MARTIN BUBER nicht vorbei! Dialog versteht er als anthropologisches Prinzip des Menschen. In seinem Hauptwerk "Ich und Du" (1923) beschäftigt er sich mit dem Verhältnis des Menschen zu Gott und zum Mitmenschen. Aus dem entwickelten "Dialogischen Prinzip" lassen sich grundlegende Herangehensweisen an die Beziehungsgestaltung zum Anderen ableiten, welche (nicht nur) für die Begegnung mit Menschen mit Behinderung von großer Bedeutung sind:
"OTTO SPECK spricht hinsichtlich der Kennzeichnung einer erzieherischen Beziehung von der „Wechselwirkung zwischen zwei ebenbürtigen Personen“.
Dabei folgt er den Grundgedanken einer dialogischen Beziehung, wie sie der jüdische Theologe MARTIN BUBER formuliert hat.
SPECK nennt Wesenszüge einer Ich-Du-Beziehung (in Speck, Otto: "Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung", Ernst Reinhardt Verlag, München / Basel,1990, S. 278) Diese beinhaltet
- die Anerkennung des Andersseins
(Ich will den anderen so nehmen, wie er ist. Er muss nicht genauso werden, wie ich bin.)
- die Unmittelbarkeit zwischen den sich begegnenden Menschen
(Hier geht es um wirkliches Offensein für mein Gegenüber. Ich gehe auf den anderen Menschen zu, komme ihm nahe, nehme ihn wirklich wahr, höre ihm zu, widme mich ihm ganz.)
- die Ausschließlichkeit In der Begegnung
(Das bedeutet, dass ich mich ausschließlich im Augenblick der Begegnung nur einer Person zuwende. Dieser wende ich mich ganz zu. In einem nächsten Augenblick kann ich mich bereits wieder einer anderen Person zuwenden.)
- die Gegenseitigkeit des Vertrauens
(Einer vertraut dem anderen. Ein hohes Maß an Vertrauen muss meist der zu betreuende Mensch aufbringen. Er begibt sich nicht selten ganz in die Hände des Betreuers. Dennoch muss der Pfleger oder Betreuer Vertrauen in Willen, Kräfte und Zugewandtheit seines Gegenübers haben.)
- die dialogische Verantwortung
(Als Pflegender oder Erziehender übernehme ich eine Verantwortung für mein Gegenüber. Es darf mir nicht um m e i n Wohlbefinden gehen, s o n d e r n um s e i n Wohlergehen, s e i n e Bedürfnisse, s e i n Fortkommen.). "
(Quelle: Christine Schulz in "Heilerziehungspflege-Fernunterricht", Lehrbrief 3, S. 16, Hoffbauer-Stiftung, Potsdam, überarbeitete Auflage 2007)