Ursache und Wirkung? - Körperliche und psychische Ursachen

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 So banal es klingt, aber gerade bei Menschen mit einer geistigen Behinderung, insbesondere wenn auch die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten eingeschränkt sind und das Problemverhalten vielleicht auch noch „plötzlich“ auftritt, sind in erster Linie körperliche Ursachen auszuschließen! Schmerzen, Unwohlsein, Magen-Darm-Probleme können Auslöser plötzlicher Aggressionen oder Selbstverletzungen sein. Wenn ich nicht weiß, was in meinem Körper vorgeht, wenn ich es nicht einordnen und beschreiben kann, wenn ich mein Gegenüber nicht informieren kann, so löst dies oft Verzweiflung oder Wut aus. Schmerzen in den Gelenken – z. Bsp. auch bei Übergewicht -, ein eingewachsener Nagel kombiniert mit der Aufforderung zum Spaziergang kann ebenso solche Reaktionen auslösen.

Körperliche Ursachen können sehr vielfältig, chronisch und manchmal versteckt sein. Umso mehr ist es wichtig, diese Überlegungen anzustellen, bevor ein vermeintliches Problemverhalten therapiert oder medikamentös behandelt wird, zumal dann die Ursache weiter bestehen würde.

Nebenwirkungen von Medikamenten, „komische Gefühle“ des Körpers, welche man nicht in Worte fassen kann, können sich ebenfalls in plötzlich auftretenden Verhaltensweisen widerspiegeln.

Psychische Störungen: Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen können, wie jeder andere auch, an psychischen Erkrankungen leiden. Diverse Studien belegen, dass dies sogar häufiger vorkommt, als bei Menschen ohne kognitive Beeinträchtigungen. Da die Diagnosen zu einem großen Teil über das mitgeteilte Erleben und Verhalten der Person gestellt wird, erklären sich die Schwierigkeiten, bei diesem Personenkreis eine Diagnose rechtzeitig zu stellen. Leider sind auch Fachleute auf diesem Gebiet noch recht dünn gesät.

Darüber hinaus gibt es genetische Erkrankungen, bei denen bestimmte Verhaltensweisen – auch Problemverhalten – vermehrt auftreten. Man spricht in diesem Fall von sogenannten „Verhaltensphänotypen“. Dazu zählen u.a. das „fragiles-X-Syndrom“, „Prader-Willi-Syndrom“, „Cornelia-de-Lange-Syndrom“, „Rett-Syndrom“, „Smith-Magenis-Syndrom“. Das Vorliegen erzwingt zwar nicht zwangsläufig ein bestimmtes Verhalten, in bestimmten Wechselwirkungen treten besondere Verhaltensweisen jedoch gehäuft auf.